Blogparade: Orte beschreiben und/oder schaffen? – Autoren erfinden oder verändern Orte!

Paula Grimms Aufruf zu einer Blogparade folgend, habe ich eine kurze Pause im Plotten und Charakterisieren eingelegt und darüber nachgedacht, in welchem Rahmen man als Autor reale Orte verändern kann oder sollte.

Reale Orte werden meiner Meinung nach von jedem Menschen anders wahrgenommen, der Autor bildet da keine Ausnahme. Einen Ort so darzustellen, dass er die Realität aller anderen widerspiegelt, ist eigentlich unmöglich.

Man verbindet Erinnerungen mit dem Ort. Der eine kennt ihn seit seiner Kindheit, ein anderer geht an ihm jeden Tag flüchtig vorbei. Womöglich kann sich eine weitere Person sogar daran erinnern, was an demselben Flecken 50 Jahre zuvor stand.

Ein Autor muss einen Ort also nicht unbedingt optisch verändern, auch wenn das nach Art der Geschichte natürlich auch möglich oder sogar nötig ist. Viel spannender finde ich, wie sich ein mir bekannter Ort in den Augen eines Protagonisten verändert.

Ein Finanzberater, der jeden Morgen drei Minuten an der Bushaltestelle am Stadtpark steht, würde sich an den halb verfallenen Unterstand mit den schäbigen Kritzeleien auf der linken Wand erinnern. Die sind in den letzten acht Jahren zwar ausgeblichen, aber niemand von der Stadtreinigung hat sich die Mühe gemacht, sie zu überstreichen.

Sein Sohn, der inzwischen selber erwachsen ist, weiß stattdessen, dass es auf der Rückseite ein Loch gibt, durch dass man die Wartenden beobachten kann. Er erinnert sich an den Duft der Blumen und den harzigen Geruch der Bäume, die dahinter stehen. Hier hat er mit seinem Kumpel als Junge Sammelkarten getauscht, und später heimlich seine erste Zigarette geraucht. Auf der linken Seite unter dem Fahrplan hat er sich an seinem ersten Grafitti versucht.

Wenn der Junge also eine Geschichte über sein tolles Kindheitsversteck erzählte, würde sich der Vater nur denken: „Das olle Ding meint er? Unmöglich!“

Man kann einen Ort so real wie möglich darstellen, wenn man will. Als Verfasser seiner eigenen Geschichte kann man alles. Für mich verliert er in der Nüchternheit aber seinen Reiz. Schließlich bin ich beim Lesen auf der Suche nach etwas Neuem und nichts, das ich schon kenne. Muss auch der Grund sein, warum ich öfter über dem Geschichtsbuch als einem Roman eingeschlafen bin 😉

Gelbe Drone, die eine Mischung aus Käfer und Wespe darstellt und einen Brief trägt. Cyberpunk Stil. Comic Stil.

Oh, hallo 👋
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3 Antworten zu “Blogparade: Orte beschreiben und/oder schaffen? – Autoren erfinden oder verändern Orte!”

  1. Guten Abend,

    herzlichen Dank für diesen Beitrag zur Blogparade. Denn dass die Wahrnehmung einer Figur einen erheblichen Teil des Ortes schafft, ist interessant und wichtig! 🙂

    Liebe Grüße

    Christiane (Paula Grimm)

  2. Hallo,
    einen sehr gelungenen Beitrag hast du verfasst, mit dem ich komplett übereinstimme. Besonders interessant ist der Aspekt, dass jeder einen Ort anders wahrnimmt. Das stimmt natürlich: Unsere Individualität bringt uns dazu alles individuell aufzufassen.
    Im Übrigen finde ich auch neue, unbekannte Orte am spannendsten, da man so neues kennen lernt und jeder Zeit überrascht werden kann!
    Viele Grüße
    Annika 🙂

    PS: Falls du auch meinen Beitrag zur Blogparade lesen möchtest: http://annikajusten96.wix.com/schreibe-dich-tot#!Blogparade-Orte-beschreiben-undoder-schaffen-–-Autoren-erfinden-oder-verändern-Orte/cy97/56c370130cf26237099a892f

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